Flächenmanagement im Kreis Borken ist Vorbild für viele andere Regionen
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Das NRW-Pilotprojekt, an dem unter anderem der WILA Bonn beteiligt war, ist mit einer Transfertagung abgeschlossen
Nirgendwo sonst im Münsterland sind Ackerflächen so teuer wie im Kreis Borken, ergab die jüngste Analyse des Gutachterausschusses. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass besonders in dieser Region die Konkurrenz um Flächen besonders groß ist: Landwirte, Unternehmer, Familien, Erholungssuchende – sie alle wollen Fläche außerhalb der Ortschaften, während innerorts die Altbauten im Zentrum leer zu stehen drohen. Grund genug für den Kreis und vier seiner Kommunen, am zweijährigen Pilotprojekt „Region in der Balance – nachhaltiges Flächenmanagement im Kreis Borken unter Berücksichtigung von Klimaauswirkungen“ teil zu nehmen. Landrat Dr. Kai Zwicker auf der abschließenden Transfertagung: „Unser Kreis Borken ist – zumindest in NRW – der einzige Kreis, der sich auf so intensive Weise dem Thema Flächenmanagement widmet. Es freut mich sehr, dass unser Projekt auch bundesweit Beachtung findet.“ Das Projekt wurde vom Umweltministerium NRW gefördert und vom Wissenschaftsladen Bonn und der LAG 21 NRW durchgeführt.
Notwendigkeit des Flächenmanagements in den Köpfen angekommen
Das Ergebnis könne sich sehen lassen, sagt Eckhard Reis vom Umweltministerium NRW: „Der Kreis Borken und die vier Kommunen Ahaus, Gescher, Gronau und Raesfeld sind Vorbild für andere Regionen in NRW.“ Gefragt sei eine intelligente Flächenpolitik, neue Formen der Zusammenarbeit im freiwilligen Rahmen. Erstmals in NRW kooperierten dabei Kommunen und Kreis, um ein auf Dauer angelegtes Flächenmanagementsystem aufzubauen. Zwei Jahre lang erarbeiteten Vertreter u.a. aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsame Leitlinien und Handlungsprogramme für den Kreis und die jeweiligen Kommunen, die im Rat beschlossen wurden. Für Felix Büter, Bürgermeister der Stadt Ahaus, ein Grund für den Erfolg: „Im Laufe des Projektes haben wir viele verschiedene Akteure z.B. aus der Landwirtschaft und der Wirtschaft einbezogen und mit ihnen gemeinsam überlegt, wie wir die unterschiedlichen Interessen in Einklang bringen kann. Dadurch hat der Ratsbeschluss nun eine Grundlage, die auch in der Zukunft trägt.“ Außerdem habe der Prozess dazu beigetragen, dass man sich stärker mit den Interessenlage der anderen auseinandersetze.
Für Hubert Effkemann, Bürgermeister aus der Pilotkommune Gescher, hat der Prozess die Stadt entscheidend weiter gebracht: „Das Verständnis dafür, dass wir die Zentren attraktiver machen müssen und den Stadtrand nicht weiter ausdehnen können und wollen, ist gewachsen. Wir müssen nun nicht immer wieder alles neu diskutieren.“ Vielmehr sei die Bedeutung des Themas und die Wichtigkeit der Innenentwicklung in den Köpfen angekommen – und das auf allen Ebenen. In Gronau will man künftig mit Vorzeigeprojekten Senioren die Scheu nehmen, das Haus zugunsten einer seniorengerechten kleineren Wohnung aufzugeben bzw. Familien ermutigen, sich an die Sanierung von Altbauten zu wagen. Außerdem sollen auch Gewerbebrachen für Wohnungen genutzt werden. In Raesfeld will man v.a. zur Nutzung von Baulücken im Zentrum animieren. Gleichzeitig – und deshalb der Projekttitel „Region in der Balance“ – soll überall darauf geachtet werden, dass die Zentren nun nicht verbaut, sondern „durchgrünt“ werden und dass im Außenbereich Naturflächen nicht zersiedelt werden.
Großes Interesse anderer Kommunen und Kreise
110 Teilnehmer kamen auf die Transfertagung, die im Schloss Raesfeld stattfand, darunter v.a. Bürgermeister und Planer aus dem Kreis Borken und den benachbarten Kreisen. Dr. Anke Valentin, Projektleiterin vom Wissenschaftsladen Bonn: „Das zeigt, wie groß das Bedürfnis ist, die Probleme, die sich durch sinkende Bevölkerungszahlen noch verschärfen werden, aktiv über Flächenmanagement anzugehen.“ Im Kreis Borken seien die Strukturen nun geschaffen, um auch in Zukunft gemeinsam und systematisch auf den Ausgleich der Interessen hinzuarbeiten.