Social Presencing Theater: Nachhaltige Entwicklung nach außen und Innen
Was braucht es, um Veränderungsprozesse anzuregen, die nicht nur aus dem Denken, sondern auch aus dem intuitiven Wissen unseres Körpers entstehen? Die Methode des Social Presencing Theaters verspricht Antworten. Die Beraterinnen und Prozessbegleiterinnen Antje Schwarze und Sylvia Kaldenbach bieten dazu nun auch eine Fortbildung im WILA Bildungszentrum an. Im Interview erklärt Antje Schwarze, was es mit dem Ansatz auf sich hat.
Warum reicht reines „Denken“ oder „Wissen“ nicht aus, um Veränderungen anzustoßen?
Weil wir ganzheitliche Wesen sind. Menschen haben Gedanken und Gefühle, wir sind soziale Wesen. Entsprechend spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, ob wir etwas verändern „wollen“ in unserem Leben oder auch als Gesellschaft. „Wissen“ oder „über etwas nachdenken“ reicht in der Regel nicht aus, um tatsächlich etwas zu verändern.
Wie trägt die Methode „Social Presencing Theater“ dazu bei, vom reinen Wissen ins Handeln zu kommen?
Das Social Presencing Theater ist ein achtsamkeitsbasierter Ansatz aus dem Rahmenwerk der Theorie U, der unser Bewusstsein für uns selbst und Andere schult. Die Bewegungsmethode zeigt, wie wir unseren Körper aktivieren, „mit ins Gespräch“ einbinden können. Das kann sehr hilfreich sein, denn manchmal verleitet uns das Denken dazu, uns in unseren Gedanken im Kreis zu drehen oder stecken zu bleiben. Unser Körper ist da manchmal viel intelligenter und erlaubt uns, Dinge einfach mal auszuprobieren, kreativer zu sein und mal ganz anders zu machen – sei es für uns selbst oder mit anderen Menschen.
Wie kann ich die Methode einsetzen?
Mit Social Presencing Theater schulen wir die Wahrnehmungsfähigkeit für uns selbst und in sozialen Interaktionen. Dies gelingt uns am besten, wenn wir es in einer Gruppe ausüben. Verschiedene Praktiken helfen, Zugang zu unserer Kreativität und unserem intuitiven Wissen zu finden oder Blockaden im Denken und Fühlen sichtbar zu machen und Altes loszulassen. Außerdem können wir mit dem Ansatz unsere Achtsamkeit für das soziale Feld schulen, andere Perspektiven einnehmen und so unsere Handlungsoptionen erweitern. Wir verstehen besser, welche Entscheidungen wir z. B. für eine nachhaltige Zukunft individuell als auch kollektiv treffen können.
Wie kann Social Presencing Theater Transformationsprozesse unterstützen?
Bei Transformationsprozessen geht es darum, etwas völlig Neues entstehen zu lassen. Es gibt kluge Menschen, die sagen, dass wir unsere komplexen Probleme heutzutage nicht nur mit den Lösungen der Vergangenheit lösen können. Wir brauchen vollkommen neue Lösungen. Diesen Prozess des neu entstehen Lassens können wir mit dem Ansatz üben. Wir können damit neue Zukunftsszenarien gemeinsam entwickeln – z. B. mit dem sogenannten 4D-Mapping. Das ist eine Systemische Aufstellung, in der wir dazu unsere Körperwahrnehmung nutzen.
Wer „sollte“ sich mit Social Presencing Theater befassen?
Der Workshop ist hilfreich für alle, die mit Menschen und Gruppen arbeiten: Pädagog*innen, Berater*innen, Führungskräfte, Coaches, Multiplikator*innen und Aktivist*innen aus dem Feld der Nachhaltigkeit. Sie können mit der Methode ihre eigene Präsenz und die Gruppenatmosphäre auf einer anderen Ebene wahrnehmen und reflektieren, so dass sie eine vertrauensvolle und konstruktive Atmosphäre schaffen können, die Veränderungsprozesse fördert.
Über Antje Schwarze
Ausbildung: Beraterin und Prozessbegleiterin für Kommunen, Wohlfahrtsverbände und NGOs und Themen nachhaltiger Transformation. Theorie U Trainings des Presencing Institute, Advanced Practitioner Program mit Arawana Hayash.
Foto: Antje Schwarze und Sylvia Kaldenbach
Website: www.condimento.net
Website Theory U: https://theory-u.de/spt-community/