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Aktuelle Projekte Unternehmensmitbestimmung in Genossenschaften

Themenfelder:

Wie sieht die Mitbestimmungspraxis in den Aufsichtsräten von Genossenschaften aus? Welche Auswirkung hat die Mitbestimmung auf die Art des Wirtschaftens von Genossenschaften? Diese beiden Fragen hat ein Forschungsprojekt des Wissenschaftsladen Bonn geklärt. Im Fokus des von der Hans Böckler Stiftung geförderten Projekts standen eingetragene Genossenschaften (eG). In Zeiten, in denen die übertriebene Profitmaximierung von Unternehmen diskutiert wird, stellt diese Unternehmensform ein alternatives Modell dar, wurde aber bisher wenig erforscht.

Genossenschaften beruhen auf einer wirtschaftsdemokratischen Grundidee: Das Wirtschaften erfolgt solidarisch unter Einbeziehung aller Mitglieder. Geregelt ist die Mitbestimmung in Genossenschaften, wie in allen anderen Unternehmen, durch das Mitbestimmungsgesetz 1976 (M76), Drittelbeteiligungsgesetz (DrittelbG) und Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Allerdings greifen diese Gesetze nur, wenn ein Unternehmen entsprechende Beschäftigtenzahlen erreicht hat. Da viele Genossenschaften jedoch mittelständisch aufgestellt sind, fand im Jahr 2012 das Gesetz M76 nur auf acht Betriebe Anwendung. Eben diese mitbestimmungspflichtigen Unternehmen hat das Forschungsprojekt ins Auge gefasst.

Ergebnisse für die Praxis

Insbesondere wurden anhand dieser Unternehmen die spezifischen Bedürfnisse von Arbeitnehmervertretern in Genossenschaften herausgearbeitet. Die Untersuchung der rechtsformspezifischen Herausforderungen, der veränderten Aufgaben der Unternehmensmitbestimmung in Genossenschaften und der rechtsformtypischen Arbeitsschwerpunkte bildeten den Rahmen des Projekts. Zielsetzung war die wissenschaftliche Analyse dieses Feldes sowie die strategische Aufbereitung der Ergebnisse für die Praxis.

Wesentliche Ergebnisse wurden nun von Herbert Klemisch und Moritz Boddenberg unter dem Titel „Unternehmensmitbestimmung in Genossenschaften - zwischen Postdemokratie und Solidarität“ in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift WSI Mitteilungen (WSI MITTEILUNGEN, 71. JG., 4/2018) veröffentlicht.

Ein Fazit lautet: Obwohl Genossenschaften in Zeiten einer zunehmenden Postdemokratisierung für eine „andere“ Form des Wirtschaftens stehen, erweist sich in mitglieder- und beschäftigungsstarken Genossenschaften die Verwirklichung der Prinzipien von Demokratie und Solidarität als schwierige Herausforderung. So arbeiten die Autoren u.a. einen zentralen Konflikt zwischen Mitgliedern und Beschäftigten heraus, der im Spannungsfeld von Demokratie, Solidarität und Mitbestimmung angesiedelt ist.

 Literatur:

 (Post-) Demokratie und Unternehmensmitbestimmung in Genossenschaften