Wie kann Forschung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden?
Der Wissenschaftsladen Bonn ist der deutsche Projekt¬partner im EU-Projekt RRI Tools. Ziel des Projekts, an dem Institutionen aus 30 Ländern teilnehmen: ein europaweit akzeptiertes Verständnis zu erarbeiten, was verantwortungsbewusste Forschung und Innovation ausmacht und Wege zu identifizieren, mit denen man eine solche verantwortungsbewusste Forschung realisieren kann.
In Brüssel fiel nun der offizielle Startschuss für das dreijährige RRI Tools-Projekt, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms gefördert wird. Das RRI Tools-Projekt verfügt über ein Budget von sieben Millionen Euro. 26 Institutionen aus 30 europäischen Ländern erarbeiten ein allgemein verständliches und europaweit akzeptiertes Verständnis, was verantwortungsbewusste Forschung und Innovation ausmacht. Außerdem geht es darum, Mittel und Methoden zu entwickeln, mit denen dies umgesetzt werden kann. Hintergrund: Die EU möchte, dass in Zukunft Werte, Bedürfnisse und Erwartungen der Gesellschaft ein fester Bestandteil der Forschung werden. RRI steht für Responsible Research and Innovation und umschreibt einen Prozess, in dem alle Akteure der Forschungs- und Innovations-Wertschöpfungskette, ein¬schließlich der Wissenschaftler, Industrie, Zivilgesellschaft und Bildungsträger ange¬sprochen werden.
RRI Tools-Projekt wird „Community of Practice“
Der RRI Tools-Projekt wird eine in¬novative und kreative Sammlung von Instrumenten entwickeln, die sowohl praktische digitale Ressourcen als auch Aktionen zur Sensibilisierung, Ausbildung, Verbreitung und Umsetzung der RRI Ziele beinhalten. Im Projekt sollen alle Beteiligten der F & I- Wert-schöpfungskette vor dem Hintergrund guter bestehender Praktiken arbeiten und die Ergebnisse gemeinsam reflektieren. Besonderes Augenmerk soll auf politische Entscheidungsträger gelegt werden, um in Zukunft die Lenkung und politische Steuerung des Forschungs- und Innovationsprozesses zu unterstützen.
RRI Tools ist ein gemeinsames und integratives Projekt, mit dem Ziel, die Kreativität und die gemeinsame Verantwortung für den Prozess der Forschung und Innovation zu erhöhen. Sein Ziel ist es, eine ‚Community of Practice´ zu etablieren, die alle Akteure und Institutionen, die in dieser neuen Vision der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung aktiv sind, zusammenbringt. "Wir sind sicher, dass RRI Tools zur Europa-2020-Strategie beiträgt und helfen wird, Forschung und Innovation in Europa in einen Prozess umzugestalten, der auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zielt, und in der die Einbeziehung der gesellschaftlichen Interessen und Bedürfnisse ein Muss ist", sagt der Projektko¬ordinator Ignasi López von der "la Caixa" Stiftung (Spanien).
Das Projekt sieht die Schaffung von 19 RRI Zentren (RRI Hubs ) für die 30 Länder des Europäischen Forschungsraums vor, die für die Einbeziehung der verschiedenen Interessensgruppen und Akteure auf lokaler und nationaler Ebene in die Entwicklung und Verbreitung des Toolkits werben. Ansprechpartner und Hub-Koordinator des RRI-Tools Projekts für Deutschland ist Norbert Steinhaus vom Wissenschaftsladen Bonn.
Das RRI Tools-Projekt ist ein wichtiges Projekt im Rahmen des neuen Europäischen Forschungs- und Innovationsrahmenprogramm „Horizont 2020“. Responsible Research and Innovation wird RRI ein Querschnittsziel für alle Projekte sein, die von 2014 bis 2020 von der EU gefördert werden. Ob es um Gesundheitsvorsorge und Pflege im Alter, IT-Sicherheit, Energieeffizienz und Nahrungsmittelsicherheit o.ä. geht, in allen diesen Bereichen möchte die EU verantwortungsbewusste Forschung etablieren, die die gesellschaftlichen Bedürfnisse und Werte systematisch einbezieht.
Die Europäische Kommission nennt sechs Schüsselelemente, die für den RRI-Ansatz zentral sein sollen und Forschung als eine verantwortungsvolle Forschung auszeichnet:
- Einbindung von Bürger/innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in den For¬schungs- und Innovationsprozess.
- Nutzung aller Potentiale, d.h. eine für Frauen chancengerechte Wissenschaft und Ein¬beziehung genderrelevanter Fragen in den Forschungsprozess.
- Wissenschaftsbildung, um Interesse an Forschungskarrieren zu fördern und um Vo¬raussetzungen für eine wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit zu schaffen.
- Zugang zu Ergebnissen öffentlich geförderter Forschung durch Open Access.
- Forschung und Innovation sollen von ethischen Prinzipien geleitet sein.
- Entwicklung eines Governance Rahmen für die Umsetzung von RRI.
Kontakt in Deutschland
Kontakt für weiterführende Informationen:
Jean Pierre Alix, EuroScience, This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.