Pädagogisches Konzept des Wissenschaftsladen Bonn
Der Wissenschaftsladen Bonn e.V. will Menschen zum Handeln motivieren und befähigen,damit sie dazu beitragen können, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Das bedeutet, sie zubestärken, ihre Angelegenheiten und Themen „anzupacken”.
Seit 1984 sind wir in der Umweltbildung tätig. Dabei hat sich unser Fokus im Laufe der Zeit erweitert. Fehlte es in der Anfangszeit in Deutschland an reinen Übersetzer*innen wissenschaftlicher Erkenntnisse rund um Umweltthemen, geht es inzwischen v. a. darum, Wissens-und Handlungslücken im Bereich Nachhaltigkeit frühzeitig zu identifizieren und Menschen so zu bilden und zu vernetzen, dass sie neue Erkenntnisse generieren und diese in der Praxis umsetzen können.
Wie wir auf diejeweiligen Bedarfe reagieren, lässt sich exemplarisch am Bereich der Erneuerbaren Energienzeigen: Anfang des Jahrtausends wurde deutlich, dass es eine Energiewende braucht. Doch es gab weder Fachkräfte noch Studiengänge. Der WILA Bonn reagierte, indem erzwischen 2004 und 2012 Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Fachkräfte auf einer – der ersten – bundesweiten Job-und Bildungsmesse Erneuerbare Energien (EE) zusammenbrachte, anschließend Arbeitsmarktanalysen zu erforderlichen Kompetenzen erstellte, Studiengänge in Bezug auf ihre EE-Inhalte bewertete, neue Berufsbilder im Bereich der erneuerbaren Energien identifizierte und darstellte. Heutzutage ist das drängendste Problem, jungen Menschen die Bandbreite der beruflichen Möglichkeiten in der nachhaltigen Arbeitswelt näher zu bringen, ihnen entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Kompetenzen zum nachhaltigen Handeln im Beruf anzubahnen,um die Fachkräftevon morgen zu befähigen, in ihrem zukünftigen Beruf die Weichen für eine klimaneutrale Wirtschaft und das Erreichen der Klimaschutzziele zu stellen.
Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit steht im WILA Bonn weiterhin im Vordergrund, wird aber im Sinne der Multiperspektivität verknüpft mit Fragen der sozialen und globalen Gerechtigkeit im jeweiligen Themenfeld: Wofür wollen wir den Wald nutzen – für Erholung, Naturschutz oder die Forstwirtschaft? Wie können Anwohnende,Wohnungsbauunternehmen und zivilgesellschaftliche Gruppen eine Fläche zwischen Miethäusern gemeinsam so gestalten, dass sowohl das soziale Miteinander gestärkt als auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden? Auch die politische Dimension der Nachhaltigkeit und damit die Förderung von Demokratisierungsprozessen, politischer Partizipation und Empowerment benachteiligter Gruppenspielt in unseren Bildungsangeboten eine wichtige Rolle.
Unser Bildungsangebot ist breit gefächert und kompetenzorientiert …
Welche Kenntnisse, Fähigkeiten aber auch Einstellungen brauchen Menschen, damit sie sich in ihrem privaten Umfeld, ihrem Job oder in der Gesellschaft für mehr Nachhaltigkeit stark machen? Damit sie überhaupt ins Handeln kommen und dieses an den Leitgedanken ausrichten? Der WILA Bonn stützt sich bei seiner Bildungsarbeit auf zwei Kompetenzmodelle: das der UNESCO und das der Inner Development Goals (IDGs). Die UNESCO hat 2017 acht Schlüsselkompetenzen für Nachhaltigkeit identifiziert, an denen sich unser Bildungsangebot orientiert. Neben der Förderung kooperativer Fähigkeiten, des vernetzten und kritischen Denkens und integrierter Problemlösung, steht in vielen unserer regionalen Bildungsangebote auch der Erwerb strategischer Kompetenzen im Mittelpunkt. Damit ist die Fähigkeit gemeint, gemeinsam innovatives Handeln zu entwickeln und umzusetzen, um Nachhaltigkeit auf der lokalen Ebene und darüber hinaus voranzubringen. Das Konzept der Inner Development Goals (IDGs) setzt einen anderen Fokus als das der UNESCO. Die IDGs richten ihren Blick darauf, Erfahrungsräume zu schaffen, die Menschen ins Erleben bringen und sie dadurch zum Handeln motivieren. Beide Konzepte gemeinsam schaffen so einen ganzheitlichen Bildungsansatz, den der WILA Bonn als sehr zielführend erfährt.
Je nach Thema und Zielgruppe fördern wir diese und weitere Nachhaltigkeitskompetenzen mit unterschiedlichen Ansätzen, Methoden und anhand unterschiedlicher thematischer Zugänge, die in den folgenden Abschnitten weiter ausgeführt werden. Wesentliche Elemente, die in allen Veranstaltungen eine Rolle spielen, sind Beteiligung, das Einbringen verschiedener Perspektiven und der Perspektivwechsel, die ganzheitliche, d.h. die kognitive und emotive Auseinandersetzung mit den eigenen Zielen, Werten und Handlungsmöglichkeiten sowie die gemeinsame Ausarbeitung von Transferstrategien.
Der WILA Bonn bezieht bei der Wahl seiner Ansätze und Methoden Erkenntnisse aus der Hirnforschung, der Umweltpsychologie, er sozial-ökologischen Forschung und der Organisationsentwicklung ein. Dabei zielt der WILA - insbesondere auf Basis des Konzepts der Inner Development Goals - darauf ab, Menschen sowohl individuell als auch kollektiv dabei zu unterstützen, ins gesellschaftliche Handeln zu kommen (s. hierzu auch Modulhandbuch "Empowerment für Klima & Co. - mit den Inner Development Goals).
Der WILA Bonn adressiert verschiedenste Zielgruppen und Nachhaltigkeitsziele. Unsere Angebote richten sich sowohl an engagierte Einzelpersonen als auch zivilgesellschaftliche Gruppen, wissenschaftliche Einrichtungen wie Universitäten und Fachhochschulen, Kitas, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen, Kommunen wie auch Unternehmen. Häufig bringen wir in unseren Bildungsangeboten unterschiedliche Gesellschaftsgruppen, die wenig Berührungspunkte untereinander haben, zum Austausch zusammen, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass heterogene Gruppen mitunter zu unerwarteten Lösungswegen und Gedankengängen jenseits ausgetretener Pfade kommen.
Auch hinsichtlich der Themenfelder ist der WILA Bonn durch seine Weiterbildungsangebote im Bildungszentrum und seine Bildungsaktivitäten auf Projektebene breit aufgestellt. Ein Großteil der Bildungsangebote v. a. auf Projektebene orientiert sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs), die wir im Rahmen unserer Projektarbeit auf der Website sichtbar machen.
Das WILA Bildungszentrum hat drei Schwerpunkte:
- Berufsorientierung und Berufseinstieg richtet sich in erster Linie an Generalist*innen und Wiedereinsteiger*innen
- Kompetenzen im Job und Projektmanagement spricht Berufstätige v. a. in Non-Profit-Organisationen an
- Nachhaltigkeit und Waldpädagogik adressiert Bildungspersonal verschiedener Bildungsbereiche (z. B. Anti-Bias Seminare für Bildungspersonal allgemein oder waldpädagogische Fortbildungen speziell für Erzieher*innen an Kitas)
Grafik: Anja Eichen / eichenartig.de
Themenfelder unserer projektbezogenen Bildungsarbeit sind:
- Nachhaltigkeit im Beruf: Berufsorientierung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz
Zielgruppen: junge Menschen, Berufsorientierungsfachkräfte und Berufsberater*innen, Fachinstitutionen, nachhaltige Unternehmen, Berufsverbände und -initiativen, Arbeitsmarktexpert*innen - Nachhaltige Bildung in Kita, Schule und Universität: Train the Trainer-Weiterbildungen und Gestaltung nachhaltiger Lernorte u. a. nach dem Whole Institution Approach
Zielgruppen: Erzieher*innen, Kita-Leitungen, Stadtverwaltungen, Fachberatungen, Lehrkräfte, Schüler*innen, Studierende, Dozierende, Hochschul-Leitungen - Nachhaltige Stadtentwicklung: Grünflächengestaltung, Flächenentsiegelung, Netzwerkaufbau, Gewerbegebiete im Wandel
Zielgruppen: Bürger*innen (z.B. Mieter*innen), (Wohnungs-)Unternehmen und Unternehmensbelegschaften, Stadtverwaltungen, - Klimawandel, Klimaanpassung und Klimahandeln: lokal und europaweit
Zielgruppen: Lehrkräfte, außerschulische Bildungsträger, Bürger*innen, Unternehmen - Biologische Vielfalt: Naturnahe Gärten und Parks zur Stärkung der einheimischen Artenvielfalt und damit der Biodiversität sowie des sozialen Miteinanders
Zielgruppen: Hobbygärtner*innen, Bürger*innen (z. B. Mieter*innen), (Wohnungs-)Unternehmen, Gärtner*innen, Saatgutbetriebe, Fachexpert*innen - Ressourcenschutz und verantwortungsvoller Konsum: Verpackung und Klima, Müllvermeidung, Prosuming, nachhaltige Bioökonomie
Zielgruppen: Jugendliche, Bildungspersonal, Unternehmen, Wissenschaftler*innen
Bei uns gestalten die Teilnehmenden mit …
Im Zentrum unserer pädagogischen Arbeit steht die Beteiligung und das strategische Zusammenbringen von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Perspektiven, und Hintergründen – Wissenschaft und Zivilgesellschaft, Laien und Profis, Kinder und Erwachsene, Alteingesessene und Zugezogene, Wortstarke und Zurückhaltende. Durch Beteiligung schaffen wir eigene Berührungspunkte für unsere Zielgruppen und stellen sicher, dass die Lerninhalte an ihrer Lebensrealität und ihren persönlichen Zielen ausgerichtet sind. Deshalb bringen sich Bürger*innen, Forschende, Kommunen, Unternehmen oder Bildungsträger schon bei der Entwicklung unserer Bildungsangebote ein. So konzipieren wir gemeinsam mit unseren Zielgruppen Projekte, Konzepte und Methoden, setzen gemeinsam (Lern-)Ziele und Forschungsfragen oder entwickeln Inhalte für Bildungsmaterialien und Lernmedien. Bereits dies ist für die Beteiligten ein Lernprozess, in dem gestalterische Kompetenzen erworben werden. Für die Entwicklung eines Computerspiels zur gendersensiblen Berufsorientierung beispielsweise haben wir eigens eine Gamerinnen-Community aufgebaut und gemeinsam mit diesen Entscheidungen zur Spielstory, zum Gamedesign, zu den Avatar*innen etc. getroffen. Unsere Zielgruppen beraten uns, testen unsere Bildungsmaterialien und geben Feedback nach Veranstaltungen, auf dessen Grundlage wir unsere Angebote weiterentwickeln. Auch in unserem Bildungszentrum beteiligen wir die Teilnehmenden gemäß des Weiterbildungsgesetzes und unseres eigenen Qualitätsmanagements in Form von Umfragen, persönlichen Gesprächen, Feedbackschleifen und prozessorientiertem Seminaraufbau. Wir entwickeln die konkreten Seminare in enger Zusammenarbeit mit unseren Referent*innen und deren Erfahrungen mit unseren Teilnehmer*innen.
Unsere Bildungsangebote werden nicht nur partizipativ entwickelt bzw. weiterentwickelt. Auch viele unserer Angebote selbst zielen auf Partizipation und Teilhabe an gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Hierfür greifen wir auf ein Repertoire an analogen und digitalen Beteiligungsmethoden zurück, die wir in verschiedenen Projekten selbst entwickelt bzw. weiterentwickelt haben und die wir auf die jeweiligen Zielgruppen zuschneiden. Zu den Beteiligungsmethoden, die wir im Rahmen unserer Bildungsaktivitäten einsetzen, gehören u. a. CitizenLabs, in denen Wissenschaft und Zivilgesellschaft gesellschaftsrelevante Themen zusammen angehen und erforschen, das Dillinger Modell, eine Planungsmethode für Stadt- und Landschaftsentwicklung, Tools für Responsible Research and Innovation, die wir in anwendungsbezogenen Forschungsvorhaben insbesondere zu Risikotechnologien einsetzen, Science Espressos sowie Wissenschafts- und Worldcafés zum Erfahrungsaustausch oder gemeinsamen Brainstorming.
Gleichzeitig bieten wir den Teilnehmenden innerhalb unserer Bildungsangebote vielfältige Möglichkeiten zur Partizipation und selbstständigen Steuerung ihres Lernprozesses. Unsere Lernangebote sind keine geschlossenen Einheiten, sondern lassen möglichst viel Gestaltungsspielraum – sowohl inhaltlich durch das Einbringen eigener Vorschläge und Erfahrungen als auch methodisch.
... und wechseln die Perspektive
Neben der Beteiligung ist auch die Perspektivenvielfalt ein wichtiges Element unserer Bildungsarbeit. Wir wollen Berührungspunkte auch zwischen Gruppen herstellen, die sonst zu einem Thema nicht sprechen würden. Denn von ihrer Zusammenarbeit versprechen wir uns neue Lösungsansätze für die multiplen Krisen unserer Zeit. Wir bringen z. B. Imker*innen mit Hacker*innen zur Förderung biologischer Vielfalt zusammen, Gamerinnen mit Lehrkräften zur klischeefreien Berufsorientierung, Senior*innen mit Studierenden zum Thema klimagerechte Stadt oder Gärtner*innen aus unterschiedlichsten Teilen der Welt zum Erfahrungsaustausch in unserem Internationalen Garten. Dabei prallen unterschiedliche Interessen aufeinander, Interessens- und Zielkonflikte werden sichtbar, aber es ergeben sich auch immer Gemeinsamkeiten, die vorher nicht erwartet wurden.
Wir haben es uns zur Maßgabe gemacht, in unseren Veranstaltungen schwierige Fragen bewusst aufzugreifen, zu diskutieren und als Motor für eine realistische Zukunftsgestaltung zu nutzen: Sollen z. B. Parkplätze an einer Stelle in der Innenstadt entfernt und stattdessen Blühstreifen angelegt werden, wie von Studierenden in einem Seminar vorgeschlagen, auch wenn Senior*innen dann vielleicht schlechter in die Stadt kommen? Das direkte Zusammenbringen bietet Teilnehmenden die Chance, durch Konfrontation und anschließende Selbstreflexion eigene Standpunkte zu entwickeln, zu verändern und zu verbalisieren. In umfangreichen Bildungsangeboten greifen wir häufig auf Plan- und Rollenspiele oder Persona-Entwicklungen zurück, um Perspektivwechsel zu üben. Wir schaffen Lernsituationen, in denen heterogene Gruppen von und miteinander lernen können, die Anlässe bieten, eigene Haltungen und Wertvorstellungen im kollektiven Prozess auf den Prüfstand zu stellen, um dann gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Damit fördern wir nicht nur den Wissensaustausch und Wissenstransfer, sondern auch verschiedene Schlüsselkompetenzen. Dazu gehören insbesondere die normative Kompetenz, also die Fähigkeit, sein eigenes Handeln ethisch zu begründen und mit Widersprüchen offen umzugehen, die Kompetenz zum kritischen und vernetzten Denken sowie kooperative Fähigkeiten.
Durch häufig trägerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen, ökologischen Organisationen, Hochschulen, Unternehmen oder internationalen Partnern sorgen wir auch im Projektteam selbst immer wieder für Perspektivenwechsel und Methodenvielfalt.
Wir machen Lust auf Zukunft …
Für transformatives Handeln braucht es Vorbilder, gute Beispiele, intrinsische Motivation und Durchhaltevermögen. Denn ohne Inspiration, persönliches Motiv und Widerstandskraft lassen sich gewohnte Handlungsmuster nicht durchbrechen. Deshalb arbeiten wir in all unseren Veranstaltungen zusammen mit den Teilnehmenden auch immer ihre eigene, emotionale Verbindung zum Thema heraus, also ihre Verbindung in und mit der Welt: Was hat der Klimawandel mit mir persönlich zu tun und welche Handlungsspielräume möchte ich nutzen? Welche Auswirkungen hat es global, wenn ich mich für die biologische Vielfalt vor meiner Haustür einsetze und lohnt sich das überhaupt? Wie kann ich mich am Arbeitsplatz über alle Hindernisse hinweg für Nachhaltigkeit einsetzen und welche Kompromisse bin ich bereit zu akzeptieren?
Zur Steigerung der Handlungsbereitschaft und Motivation, sich Herausforderungen anzunehmen, wenden wir verschiedene Strategien der Bestärkung an, deren Ziel es ist, den Lernenden Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit zu geben: konstruktives Gruppenfeedback, Kompetenzerlebnisse zur Steigerung der Selbstwirksamkeit, positive Fehlerkultur mit Trial and Error, geschützte Räume zum Ausprobieren für vulnerable Gruppen und vieles mehr. Darüber hinaus entwickeln wir in unseren Bildungsveranstaltungen gemeinsam mit den Teilnehmenden positive Zukunftsvisionen, die Lust auf Veränderung machen: Wie sieht meine Heimatstadt im Jahr 2035 aus, wenn sie klimaneutral ist? Wie stelle ich mir meinen Arbeitsplatz in ein paar Jahren vor? Und nicht zuletzt: Lernen muss Spaß machen! In unseren Bildungsangeboten wollen wir gemeinsam lachen und in einer zugewandten, freundlichen Atmosphäre arbeiten, ohne die gemeinschaftliche Prozesse undenkbar sind.
… und setzen auf ein breites Methodenspektrum
Design Thinking, Kompetenzcheck oder Game-based Learning – wir setzen generell auf kreativitätsfördernde, erfahrungs- und dialogbasierte, kooperative, handlungs- und beteiligungsorientierte Methoden, bei denen sich die Teilnehmenden mit allen Sinnen ausprobieren, Zusammenhänge selbst erschließen und gemeinsam in Aktion treten können. Die Methoden wählen wir hinsichtlich der Zielsetzung des Angebots aus und passen sie auf die Bedürfnisse der Zielgruppe bzw. die Heterogenität der Zielgruppen an.
Zu unserem Methoden- und Medienrepertoire gehören (in alphabetischer Reihenfolge): Berufe-Kompetenzchecks, Berufsvideos, CitizenLabs, Co-Creation Techniken, Design Thinking, Dialogformate für die Berufsorientierung, Dillinger Modell, Empowerment-Kampagne, Interaktive Wanderausstellungen, Klimakompetenztrainings, Online-Debatten, Planspiele, Podcasts, Potenzialchecks für Gewerbegebiete, Prozessentwicklung und -moderation für eine nachhaltige Entwicklung, Responsible Research and Innovation, Science Espresso, Serious Games, Szenario-Workshops sowie Wissens- und Worldcafés. Eine Beschreibung der Methoden findet sich auf unserer Website.
In unserem BNE-Angebot geben wir praktisch-gestalterischen Prozessen einen großen Raum. In den Veranstaltungen legen die Teilnehmenden naturnahe Parks an, graben im Boden, gestalten Medienbeiträge für ihre Zukunftsbotschaften, entwickeln neue Konzepte für eine nachhaltigkeitsorientierte Hochschulbildung oder unterstützen mit ihren Ideen Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele.
Die Bildungsreferent*innen im WILA Bonn verstehen sich stets als Lernbegleiter*innen und Impulsgebende, auch wenn sie die Rolle von Trainer*innen innehaben. Vorschläge und Wünsche der Teilnehmenden werden nach Möglichkeit berücksichtigt, auch wenn dies zur Folge hat, dass sich Ziele, Inhalte und Methoden ändern.
Wir lernen in der Praxis …
Für alle unsere Bildungsveranstaltungen haben wir den Anspruch, einen unmittelbaren Bezug zur Alltagswelt der Lernenden herzustellen. Deshalb finden viele Veranstaltungen des Wissenschaftsladen Bonn direkt vor Ort bei den Teilnehmenden statt, also direkt in ihrer Kindertagesstätte, Hochschule, Kommune oder im Unternehmen selbst. So können wir gemeinsam mit den Teilnehmenden Gestaltungsspielräume für nachhaltiges Handeln im unmittelbaren Lernumfeld identifizieren und für Veränderung nutzen (Lernen in Ernstsituationen).
Besonders wertvoll für unsere umweltpädagogischen Fort- und Weiterbildungen ist die Grüne Spielstadt, ein ca. 4.500 Quadratmeter großes Naturerlebnisgelände im Bonner Messdorfer Feld mit mehr als 30 verwachsenen Weidenskulpturen und weiteren Natur-Erlebnisräumen. Die benachbarten Internationalen Gärten sind ein interkulturelles Kleingartenprojekt. Seit Januar 2007 ist der Wissenschaftsladen Bonn offiziell projektverantwortliche Institution für beide Gelände. Seminare und Kurse, vor allem die des WILA Bildungszentrum, finden darüber hinaus auch am Hauptsitz des Wissenschaftsladen Bonn in Bonn selbst statt.
… und reflektieren das Gelernte
Reflexionsprozesse nehmen einen nicht unwesentlichen Raum in unseren Veranstaltungen ein. Dazu gehören Selbstreflexionsphasen ebenso wie Feedbackphasen am Ende einer Veranstaltung, auf deren Grundlage wir unsere Angebote optimieren und weiterentwickeln können.
Sich selbst und seine Emotionen in der Lernsituation zu reflektieren, halten wir für wesentlich, um eigene Unsicherheiten zu überwinden und in der Lage zu sein, über Hürden hinweg ins Handeln zu kommen. Denn ohne Selbstreflexion bleiben wir auf der Wissensebene bzw. in der Theorie verhaftet und kommen nicht ins Handeln. Ohne die Reflexion eigener Werte, Haltungen, Erfahrungen und Gefühle findet kein Transfer in die eigene Lebens- und Arbeitswelt statt.
Als selbstverwaltete Organisation praktizieren auch wir Mitarbeitenden des WILA Bonn seit Jahren Reflexions- und Visionsprozesse in und mit verschiedenen Formaten zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Bildungsangebote. Dazu gehören zwei Mitarbeitendenbesprechungen (MAB) im Monat sowie die jeweils zweitägige Halbjahres- bzw. Jahres-MAB, die wir für die Strategieentwicklung nutzen. Nach Bedarf werden zusätzliche Tagesworkshops ausgerichtet. Auch mit externen Partner*innen und Seminarteilnehmenden pflegen wir alleine aufgrund unserer vielfältigen Beteiligungsmethoden intensiven Austausch. Die hier beschriebenen Formate werden auch zur inhaltlichen Auseinandersetzung und Qualitätsentwicklung der gesamten WILA-Belegschaft zur BNE-relevanten Fragestellungen genutzt.
Seit 2022 gibt es eine eigene BNE-AG im WILA, die für die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung unseres BNE-Angebots zuständig ist. Unser 12-köpfiges BNE-Team bildet sich regelmäßig fort und tauscht sich mehrmals im Jahr in virtuellen Themen-Meetings, Werkstätten oder auf informellem Weg aus. Darüber hinaus haben wir im WILA eine gegenseitige Hospitationskultur etabliert, insbesondere bei neuen Bildungsangeboten.
Wir bilden immer nachhaltig und klischeefrei
... aber betreiben nicht immer Bildung für nachhaltige Entwicklung. In all unseren Bildungsangeboten orientieren wir uns an den Bedarfen und Zielen der Teilnehmenden. Das kann jedoch auch zur Folge haben, dass wir bei einzelnen Seminaren oder Kursen andere Ansätze verfolgen. Einige Seminare rund um den „Einstieg in den Job“ oder berufliche Skills aus dem Programm des WILA Bildungszentrum arbeiten beispielsweise mit Ansätzen aus dem Coaching oder konzentrieren sich auf den Erwerb spezifischer sachbezogener Methoden wie Videodreh oder Podcasting. Auch wenn es keine BNE-Seminare sind, nachhaltig sind sie durch den interaktiven Ansatz in kleinen Gruppen, durch Reflexion und Austausch. Das als Träger der Erwachsenenbildung anerkannte WILA Bildungszentrum ist mit seinem Qualitätsmanagement zertifiziert mit dem Gütesiegel Weiterbildung.
Unsere Bildungsangebote sind klischeefrei und auf die Überwindung von Benachteiligungen, Hierarchien und Diskriminierungen ausgelegt. Wir achten u. a. darauf, gesellschaftliche Stereotype nicht zu reproduzieren, verwenden eine gendersensible Sprache und bildliche Darstellung, hinterfragen Rollenbilder und bemühen uns um Diversität und untypische Vorbilder. Der WILA Bonn ist Teil der Initiative Klischeefrei und hat für die Initiative auch Bildungsangebote mitentwickelt (u. a. ein Curriculum zur klischeefreien Berufsberatung).
Struktur unserer Bildungsveranstaltungen
Unsere BNE-Veranstaltungen gliedern sich in verschiedene Phasen, die im Allgemeinen dem hier skizzierten Ablauf folgen – mit eingeplanten Partizipationsmöglichkeiten:
- Orientierung und Erwartungsabfrage: Einführung in das Programm, Abgleich der eigenen Ziele mit den Erwartungen der Teilnehmenden oder Formulierung gemeinsamer Ziele
→ evtl. Zieljustierung - Input und Erfahrungsaustausch: Motivierender Einstieg ins Thema, Wissens- und Erfahrungsabfrage
→ Gelegenheit für Nachfragen bzw. spontanen Wissenstransfer, ggf. Ideenspeicher einrichten - Erarbeitung und Entwicklung: interaktiv und kollaborativ, multimedial und methodisch abgestimmt auf Zielgruppe und Thema
→ möglichst selbstgesteuert, offene Lernwege, Gruppenarbeit, eigenständige Recherche und Wissensmanagement etc. - Präsentation und gemeinsame Diskussion
→ konstruktives Gruppenfeedback zu Arbeitsergebnissen, ggf. Nachbesserung - Reflexion und Transfer: Selbstreflexion für sich und in der Gruppe, Übertragung der Ergebnisse auf eigene Lebenswelt
→ Erwartung erfüllt? Persönliche Bereitschaft für Veränderung? - Feedback und Evaluation
→ Optimierung unserer Veranstaltungen auf Basis der Rückmeldungen der TN
WILA-Checkliste für die Konzeption neuer Bildungsangebote
Zur Qualitätssicherung hat der WILA Bonn 2023 eine didaktische Checkliste mit einheitlichen Qualitätsmerkmalen zusammengestellt, die den Mitarbeitenden als Leitfaden bei der Konzeption neuer Bildungsangebote und -materialien dienen soll. Bei der Zusammenstellung der Kriterien haben wir uns an den „Leitlinien und Gütekriterien digitaler Materialien für Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Nationalen Plattform BNE orientiert, an deren Erstellung eine WILA-Kollegin mitgewirkt hat, und diese auf unsere Bildungskontexte angepasst.