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Unsere Themen Alternative Unternehmensform: Potenziale von Genossenschaften

Genossenschaften verbinden den Anspruch einer wirtschaftlich aktiven Bürgergesellschaft mit dem Ziel der Nachhaltigkeit.

Ihr Ziel und genossenschaftlicher Förderzweck ist die Befriedigung gemeinsamer wirtschaftlicher, sozialer oder kultureller Bedürfnisse. Ein wesentliches Charakteristikum ist, dass die Mitglieder, d. h. Bürgerinnen und Bürger mitbestimmen. In Deutschland existieren knapp 8.000 Genossenschaften mit rund 22 Mio. Mitgliedern. Zwischen 2007 und 2015 gab es fast 2000 Neugründungen, davon sind die Hälfte Energiegenossenschaften. Ihre grundlegenden Werte sind Selbsthilfe, Solidarität, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Damit unterscheiden sie sich in ihrer Art zu wirtschaften von renditeorientierten Unternehmen.

Genossenschaften Felder

Genossenschaft und sozial-ökologische Transformation

In der Debatte um eine sozial-ökologische Transformation wird mit der Organisationsform der Genossenschaft viel Hoffnung auf eine nachhaltigere Gestaltung der Wirtschaft verbunden, gelten sie aufgrund ihrer demokratischen und solidarischen Ausrichtung doch mitunter als Akteure auf dem Weg in die Postwachstumsgesellschaft. Die Genossenschaftlichkeit der Organisationen bestimmt sich jedoch nicht allein in der Wahl der Rechtsform, sondern findet ihren Ausdruck in konkreten Praktiken, die in einzelnen Genossenschaften sehr unterschiedlich gelebt werden.

Für die Frage der Nachhaltigkeit der Unternehmensform gibt es bisher kaum konkrete Hinweise im Hinblick auf die Aspekte soziale Nachhaltigkeit, gute Arbeit und nachhaltige Beschäftigung. So gewinnt man den Eindruck, dass trotz der hohen Relevanz des Themas wenig wissenschaftliche Erkenntnisse zum Forschungsgegenstand vorliegen. Dies gilt noch mehr für die Analyse guter Beispiele einer sozial-ökologischen Transformation durch Genossenschaften. Nach unserer Beobachtung sind Energiegenossenschaften fester Bestandteil der Energiewende, Initiativen der Solidarischen Landwirtschaft und Projekte des Gemeinsamen Wohnens bieten Möglichkeiten der Erprobung von Praktiken einer nachhaltigen Lebensführung, wogegen Produktivgenossenschaften Potenziale für eine nachhaltige Beschäftigung aufweisen und Plattform-Genossenschaften eine systemische, am Gemeinwohl orientierte Alternative zum digitalen Kapitalismus darstellen.

Genossenschaften bieten aber auch Ansätze für eine Selbstorganisation der Verbraucher*innen, wie der aktuell erschienene Aufsatz von Herbert Klemisch und Moritz Boddenberg aufzeigt.

Projekte im Bereich Genossenschaften

Bürgerenergiegenossenschaften als Promotoren der Energiewende

Der Wissenschaftsladen (WILA) Bonn will mit diesem Projekt, das vom Umweltbundesamt gefördert wird, die Professionalisierung und Vernetzung von Bürgerenergiegenossenschaften fördern. Dies geschieht durch die Erarbeitung tragfähiger Geschäftsmodelle und die Entwicklung von Ansprachekonzepten. Qualifizierungen zu Mieterstrom, Kalter Nahwärme und Elektromobilität sowie die Erstellung von Informationsmaterialien zu diesen Themen runden das Projekt ab.

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Prosuming, Genossenschaften und der Wandel der Verbraucherrollen

Ob Co-working, Carsharing oder Solidarische Landwirtschaft: Menschen teilen in der heutigen Zeit Arbeitsplätze, Autos oder Lebensmittel. Damit verschwimmt aber die Grenze zwischen Verbraucher/innen auf der einen und Produzent/innen auf der anderen Seite, denn Menschen sind häufig beides zugleich (auch „Prosuming“ genannt aus „Produzieren“ und „Konsumieren“). In einer aktuellen Untersuchung geht der WILA Bonn der Frage nach, welchen Beitrag Genossenschaften zu rechtlich verbindlichen Regelungen und damit zu mehr Verbraucherschutz leisten können.

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Unternehmensmitbestimmung in Genossenschaften

Genossenschaften gelten als wirtschaftsdemokratische Unternehmensform. Lediglich neun Genossenschaften haben aber mehr als 2.000 Beschäftigte und fallen daher unter das Mitbestimmungsgesetz (MB 76). Diese Unternehmen verfügen über einen paritätisch besetzten Aufsichtsrat. Wie in diesen Unternehmen Mitbestimmung gelebt wird, wie nachhaltig sie wirtschaften und ob hier eine „Genossenschaftlichkeit“ des Wirtschaftens vorliegt, hat der WILA Bonn in einer aktuellen Studie für die Hans Böckler Stiftung untersucht. Die Ergebnisse sind gerade erschienen und in Form einer Presseerklärung, der Studie und eines Video-Beitrags im Mitbestimmungsportal der Hans Böckler Stiftung abrufbar.

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Energiegenossenschaften als Prosumer-Organisation

In Deutschland existieren mittlerweile 1.000 Energiegenossenschaften, von denen die meisten in den letzten Jahren entstanden sind. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer neuen Energiepolitik, in dem sie den Bürger/innen die Möglichkeit bieten sich politisch, wirtschaftlich und in kleinen dezentralen Strukturen an der Umsetzung der Energiewende zu beteiligen. Energiegenossenschaften haben ihren Schwerpunkt in ländlichen Regionen und verfolgen unterschiedliche Geschäfts- und Förderzwecke.
Im Geschäftsfeld der Erneuerbaren Energien reicht das Spektrum von der Erzeugergenossenschaft, die lediglich eigenen (meist PV-) Strom produziert und einspeist, bis hin zur Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft, die die gesamte Wertschöpfungskette von Erzeugung, Handel, Transport bis zum Konsum abdeckt. Mittlerweile wird auch der Bereich der Energieeffizienz durch Contracting- Genossenschaften abgedeckt.

Der WILA Bonn treibt das Thema Energiegenossenschaften unter dem Aspekt der Bürger- Verbraucherbeteiligung und der Vernetzung der Akteure voran. Eine aktuelle, in diesem Projektzusammenhang entstandene, Publikation des WILA Bonn zeigt auf, wie eine Energiewende mit Beteiligung der Bürger/innen als Prosumenten gelingen kann. Mit Prosumenten ist das Zusammenfallen der Rollen des Produzenten und des Konsumenten gemeint. Denn in Energiegenossenschaften wird der Strom nicht nur mittels Photovoltaikanlangen erzeugt. Ziel einer dezentral orientierten Energieversorgung ist auch, dass der Strom möglichst vor Ort genutzt wird.

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Ansprechpartner

Dr. Herbert Klemisch
(0228) 201 61-19
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