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Wie biologisch verträglich ist die Gleichstromhochspannungsübertragung (HGÜ)?

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In Deutschland gibt es derzeit – außer in den Endbereichen von Seekabeln – noch keine Gleichstromhochspannungsleitungen (HGÜ-Leitungen). Allerdings ist in den kommenden Jahren der Bau von HGÜ-Leitungen an Land geplant. Eine Leitung soll von Schleswig-Holstein nach Bayern und eine von Thüringen nach Bayern verlaufen. Bisher wurde an der Langzeit-Verträglichkeit von HGÜ-Leitungen nur wenig geforscht. Trotzdem kann generell festgestellt werden, dass das von HGÜs erzeugte statische Feld biologisch verträglicher ist als die Wechselfelder von Drehstromleitungen. Jedoch müssen die statischen Felder frei von Oberwellen sein.

In welchem Maß das statische Feld einer HGÜ-Trasse durch Oberwellen überlagert ist, hängt von der Ausführung der Umrichterstationen ab, die an den Übergängen der Gleichstromleitungen zum Wechselstromnetz stehen. Bisher wurden in den Umrichterstationen nur so genannte netzgeführte Umrichter (LCC-HGÜ, Line Commutated Converter-HGÜ) eingesetzt. Leider erzeugen diese viele Oberwellen, die entlang der Trasse zu Immissionen durch oberwellenhaltige statische Magnetfelder führen. Zwar sind in den Umrichterstationen Oberwellenfilter installiert, in welchem Maß sie den Oberwellengehalt reduzieren, ist aber nicht bekannt.

Für die geplanten HGÜ-Leitungen in Deutschland sind die bisher in anderen Ländern genutzten netzgeführten Umrichter (LCC) nicht geeignet. Denn erstens können sie elektrische Energie praktisch nur in eine Richtung übertragen. Zweitens benötigen LCC für ihre Funktion auf der Wechselstromseite ein stabiles Drehstromnetz. Dieses steht aber in einem Windpark auf hoher See nicht zur Verfügung. Die geplante Leitung von Norden nach Süden soll jedoch genau diesen Windstrom transportieren.

Daher sollen alle geplanten Gleichstromleitungen in Deutschland mit anderen Umrichtern gebaut werden, nämlich mit so genannten selbstgeführten Umrichtern (VSC-HGÜ, Voltage Source Converter). Diese wurden erst vor einigen Jahren entwickelt. VSC-HGÜ erzeugt entlang der Trasse fast reine, annähernd oberwellenfreie statische Felder, die bei gleicher Stärke biologisch wesentlich verträglicher sind als die im Bereich der bisher üblichen Drehstromleitungen emittierten Wechselfelder.

Unabhängig von der Umrichter-Technik und den Oberwellen gibt es beim Neubau von HGÜ-Leitungen jedoch ein grundsätzliches Problem: Es entstehen entlang der neuen Trasse elektrische und magnetische Feldimmissionen, die es dort vorher nicht gab. Damit ändert sich für die Anwohner und Anwohnerinnen die elektromagnetische Exposition durch diese Felder. Zwar sind sowohl statische elektrische wie auch statische magnetische Felder ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt, es kommt aber durch die Feldemissionen der HGÜ-Leitungen zu einer erheblichen Veränderung der natürlichen Feldstärken und Feldrichtungen. Weil es bisher kaum Erfahrungen mit der gesundheitlichen Relevanz von Langzeitexpositionen durch diese Felder gibt, ist für die Anwohner von HGÜ-Trassen eine Abschätzung der Gesundheitsrisiken nicht möglich. Vorläufig kann nur festgestellt werden, dass wahrscheinlich nicht mit erhöhten Gesundheitsrisiken zu rechnen ist.

 

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